Am 21. November fand der Digi-Stammtisch zum Thema „Extremismus auf YouTube und TikTok – Radikalisierung durch Videos“ statt. Der Input des Abends zeigte, wie extremistische Gruppen soziale Netzwerke nutzen, um ihre Botschaften zu verbreiten. Insbesondere wurde auf die Strategien extremistischer Akteure und die Mechanismen der Radikalisierung eingegangen.
Um extremistische Botschaften zu verbreiten, werden populäre Trends, Hashtags und Memes aufgegriffen, Inhalte emotionalisiert und auf bestimmte Zielgruppen zugeschnitten. Dies können Jugendliche, junge Erwachsene, aber auch allgemein unzufriedene oder verunsicherte Menschen sein. Die Möglichkeiten sozialer Netzwerke, informelle Gemeinschaften zu bilden, werden von Extremisten gezielt genutzt. So können Videos von gesperrten Accounts im Original oder leicht verändert immer wieder verbreitet werden. Versteckte Botschaften („Dogwhistles“) und verschlüsselte Sprache (z.B. Zahlen- und Emoji-Codes) fördern ein Gemeinschaftsgefühl.
Damit gehen psychologische Mechanismen einher. So wird polarisiert und eine Gruppenzugehörigkeit „wir gegen die“ aufgebaut. Oder es werden Unsicherheiten bestätigt und Ängste verstärkt. Oft dienen TikTok und YouTube-Videos nur als Einstieg. Extremisten schaffen hier Anreize, um Menschen nach und nach in unkontrollierte Kanäle wie Telegram zu ziehen.
Anhand von Beispielen auf TikTok und YouTube wurde verdeutlicht, wie „geschickt“ die Netzwerke genutzt werden: Die kurzen TikTok-Videos nutzen populäre Musik, Effekte und humoristische Elemente, um rechtsextreme oder islamistische Botschaften zu verbergen. Auf YouTube dominieren dagegen längere Formate, die eine tiefere ideologische Einbindung ermöglichen.
Auch die Bedeutung von Empfehlungsalgorithmen wurde thematisiert. Beide Plattformen lassen Filterblasen entstehen, die dazu führen können, dass die Sicht auf die Welt einseitig wird und andere Perspektiven ausgeblendet werden.
Die anschließende Diskussion hat erneut gezeigt, wie wichtig der Austausch zu digitalen Themen ist – besonders, wenn es darum geht, unsere Gesellschaft gegen demokratiefeindlichen Strömungen zu stärken.
Weiterführende Links:
Kürzere Einführungen in die Thematik
- MDR-Doku – exactly: Hakenkreuz, Hitlergruß und Rechtsrocksongs – Rechtsextrem auf TikTok (2023, Video ca. 17 Min.) – https://www.youtube.com/watch?v=hFJMP21nBy8
- ZDFheute Nachrichten: Wie sich junge Muslime über TikTok und andere Netzwerke radikalisieren (2024, Video ca. 13 Min.) – https://www.youtube.com/watch?v=crxCk75_n88
- Klicksafe: Salafismus im Netz – https://www.klicksafe.de/salafismus – Informationen und Materialien für die Jugendarbeit
- Klicksafe: Rechtsextremismus im Netz – https://www.klicksafe.de/rechtsextremismus – Informationen und Materialien für die Jugendarbeit
Projekte, Analysen und Ansätze für die Jugendarbeit
- Amadeu Antonio Stiftung – Projekt pre:bunk: Digital Streetwork im Videoformat – https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/projekte/prebunk-digital-streetwork-im-videoformat/
Das Modellprojekt pre:bunk richtet sich an junge Menschen, die bei ihrem audiovisuellen Medienkonsum Unterstützung und differenzierte Einordnungen aktueller Berichterstattung benötigen; Schwerpunkt TikTok. - Analyse und Empfehlungen der Bildungsstätte Anne Frank: Das TikTok-Universum der (extremen) Rechten – Trends, Strategien und Ästhetik in der Social Media-Kommunikation (Juni 224)
https://www.bs-anne-frank.de/mediathek/publikationen/das-tiktok-universum-der-extremen-rechten; ausführlich und mit Übung zur Sensibilisierung für die medienpädagogische Praxis - Amadeu Antonio Stiftung – Projekt demo:create – Demokratische Medienbildung auf und mit TikTok – https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/projekte/democreate/
Demo:create ist ein Projekt, das auf die Lebenswelten junger TikTok-Nutzer*innen eingeht und ein Angebot schafft, nicht nur über eine Plattform zu reden, sondern auch, um mit ihren Möglichkeiten zu arbeiten und diese zu reflektieren. - IFAK e.V. – Verein für multikulturelle Kinder- u. Jugendhilfe – Migrationsarbeit, Projekt „ExPO – Extremismus Prävention Online“ – https://ex-position.de/
Entwicklung und Anwendung von Zugängen und Methoden, die dazu beitragen, dass die Radikalisierung von Jugendlichen verhindert - Bundesarbeitsgemeinschaft religiös begründeter Extremismus e. V. – https://www.bag-relex.de/
Veranstaltungen, Lernangebote und umfangreiches Hintergrundwissen
Studien / Arbeitspapiere
- Otto Brenner Stiftung: Social-Media-Partei AfD? Digitale Landtagswahlkämpfe im Vergleich (2024) – https://www.otto-brenner-stiftung.de/social-media-partei-afd/
Im Fokus stehen das Agenda-Setting und die digitalen Netzwerke der Landesverbände, die unterschiedlichen Funktionen der einzelnen Plattformen für die Wahlkampfstrategien der Partei sowie der Einsatz Künstlicher Intelligenz für die digitale Inszenierung. - Bundeszentrale für politische Bildung und Modus – Zentrum für angewandte Deradikalisierungsforschung gGmbH: Projekt „Peripherie des religiös begründeten Extremismus auf YouTube, TikTok und Instagram (PrE, Projekt läuft seit 2021) – https://www.bpb.de/lernen/bewegtbild-und-politische-bildung/themen-und-hintergruende/322791/randbereiche-des-extremismus-auf-youtube-instagram-und-tiktok/ und https://modus-zad.de/schwerpunkte/monitorings-trendanalysen/basis-monitoring-2022-23/
- Jugendschutz.net – Report: Influencing und Verschwörungspropaganda (2022) – https://www.jugendschutz.net/mediathek/artikel/report-influencing-und-verschwoerungspropaganda