Schnupperangebote planen und durchführen
Das Schnupperangebot ist ein niederschwelliges Angebot, welches sich an Personen richtet, die bisher noch keine Berührungspunkte mit dem Internet hatten, aber gerne den Aufbruch wagen möchten.
Inhalt dieses Kapitels
- Zielsetzung
- Zielgruppe
- Vorbereitung
- Rahmenbedingungen
- Duchführung
- Geeignete Anwendungen / Apps für das Schnupperangebot
Zielsetzung
Ziel des Schnupperangebotes ist es, Berührungsängste abzubauen, Grundkenntnisse zur Nutzung von Smartphones/Tablets zu vermitteln, Nutzungsmöglichkeiten aufzuzeigen und anschließend einfache Funktionen auf Smartphone/Tablet möglichst selbstständig anwenden zu können.
Zielgruppe
Überlege dir, wen möchte ich dabeihaben und wie erreiche ich diese Personen?
→ Mitglieder eines Vereins/der eigenen Organisation können beispielsweise über einen Artikel in Mitgliederzeitungen, per Mitgliederbrief und Newsletter erreicht werden. Falls die Personen deines Vereins/deiner Organisation bereits digitale Werkzeuge nutzen, könnte auch ein Folgeangebot das richtige Angebot sein, da davon auszugehen ist, dass die Zielgruppe bereits über Vorwissen verfügt.
→ Soll das Schnupperangebot offen für alle interessierten Personen sein (über deinen Verein/die eigene Organisation hinaus), ist es hilfreich, das Angebot größer zu bewerben, z. B. mit Plakaten, Pressemeldungen und Einladungen, die an verschiedene Verteiler der Zielgruppen gesendet werden können, oder über Mund zu Mund Propaganda. Unter Materialien für Schnupper- und Folgeangebote findest du eine beispielhafte Pressemeldung und ein Poster um dein Schnupperangebot zu bewerben.
Vorbereitung
Um ein Schnupperangebot durchzuführen, hast du zwei Möglichkeiten: Entweder kontaktierst du eine ausgebildete Digital-Lots*in, die das Angebot durchführt oder dich bei der Durchführung unterstützt. Kontakte zu Digital-Lots*innen findest du auf den Webseiten der Modellorte. Alternativ kannst du das Schnupperangebot auch selbst durchführen. Damit du dich gut vorbereitet fühlst, kannst du dich im Selbststudium als Digital-Lots*in ausbilden.
Du musst kein*e Expert*in sein, aber damit du selbst ein Schnupperangebot anleiten kannst, benötigst du ein einige Vorkenntnisse. Mache dazu diesen kurzen Selbsttest, um deine eigenen Fähigkeiten einzuschätzen.
Selbsttest
Fühle ich mich in der Bedienung meines eigenen Smartphone/ Tablets sicher?
→ Kann ich z. B. mein Gerät mit dem Internet verbinden, Apps öffnen, bedienen und schließen?
Kenne ich mich mit der Anwendung/App die ich im Schnupperkurs vorstellen möchte gut aus?
→ Welche Funktionen gibt es z. B. in der App?
Kann ich die App anderen gut erklären?
→ Teste vorher gerne, ob du die App einer Person in deinem Umfeld z. B. deiner/deinem Partner*in, Freund*in oder Nachbar*in gut erklären und auf mögliche Fragen antworten kannst.
Rahmenbedingungen
Gruppengröße
Eine Begrenzung auf 15 Personen erweist sich als sinnvoll, da kleinere Runden persönlichere Gespräche ermöglichen und individuelle Fragen leichter beantwortet werden können. Zudem bringen alle Teilnehmenden häufig einen unterschiedlichen Wissenstand mit. Bei größeren Gruppen kommt es nicht selten zu Unzufriedenheit, da du Schwierigkeiten haben wirst, auf alle Anliegen/Fragen zeitnah einzugehen.
Ist die Nachfrage nach einem Schnupperangebot besonders hoch, empfiehlt es sich, mehrere Termine anzubieten, um dennoch eine intime Atmosphäre zu schaffen. Zudem könnt ihr das Angebot auch zu zweit durchführen, um euch gegenseitig zu entlasten und besser auf Fragen der Teilnehmenden einzugehen. Insgesamt gilt es, die Gruppengröße stets so zu wählen, dass alle Beteiligten optimal profitieren können.
Räumliche Gegebenheiten
Nutze für ein Schnupperangebot Räumlichkeiten in deiner Umgebung. Besonders gut geeignet sind Institutionen wie Familienzentren, Jugendeinrichtungen oder Gemeindehäuser, die über unterschiedlich große Räumlichkeiten verfügen und diese teilweise kostenfrei oder gegen einen kleinen Unkostenbeitrag zur Verfügung stellen. Zusätzlich werden Tische und Stühle für alle Teilnehmenden benötigt. Um eine gemütliche Atmosphäre zu schaffen, könnte mit den Teilnehmenden zusammen zuvor Kaffee und (selbstgebackener) Kuchen organisiert werden. Auch ist es wichtig, dass die Räumlichkeit über einen WLAN-Zugang verfügt, der für die Veranstaltung genutzt werden darf oder alle digitalen Endgeräte einen Internetzugang über mobile Daten haben.
Technische Ausstattung
→ Laptop, Beamer und Leinwand (um Bilder, Anleitungen und Videos für alle sichtbar projizieren zu können)
→ Optional ein Dongle zur Projektion der Bilder (geht aber auch ohne)
→ Bei einer kleinen Gruppengröße kann es ausreichend sein, den Laptop so zu positionieren, dass alle Teilnehmenden freien Blick darauf haben
→ Steckdosen und mehrere Steckdosenleisten, sodass die Endgeräte jederzeit während der Nutzung geladen werden können
→ Digitale Endgeräte und passende Ladekabel für Teilnehmende, die kein eigenes Endgerät haben
→ Vorhandene WLAN-Verbindung und Zugangsdaten wie der Name des WLAN Netzwerkes und Passwort
Tipp
Verwendungszwecke für Dongles sind unterschiedlich. Im Fall der technischen Ausstattung für ein Schnupperangebot handelt es sich bei einem Dongle um einen Stecker, der die Audio- und Videoübertragung ermöglicht und vom Laptop über den Beamer auf die Leinwand projiziert.
Tipp
Wenn im Schnupperkurs alle die gleichen Endgeräte nutzen ist es einfacher zu erklären da es teils Unterschiede aufgrund der Betriebssysteme (Android und IOS) gibt. Das kann sonst sehr zeitaufwendig sein. Bringen die Personen eigene Geräte mit, könnten sie vorher in Gruppen aufgeteilt werden.
Zeitliche Planung
Dieser erste Austausch dauert etwa eine halbe Stunde je nach Gruppe (und abhängig davon, wie gut sich die Personen bereits kennen). Vor allem bei dem Schnupperangebot ist es wichtig, dass die Personen das Tablet/Smartphone selbst in die Hand nehmen und aktiv werden, auch wenn dies bedeutet, dass es länger dauert. Daher ist es wichtig ausreichend Zeit einzuplanen. Jedoch sollte das Angebot nicht länger als 90 Minuten dauern, da die Aufmerksamkeit aller Teilnehmenden danach enorm abnimmt.
Durchführung
Ein beispielhafter Ablauf eines Schnupperangebotes befindet sich auf der Seite „Materialien für Schnupper- und Folgeangebote„.
Der Ablauf gliedert sich in einen informativen Teil, indem mit der Begrüßung und der Vorstellung der Teilnehmenden begonnen wird. Im thematischen Teil wird das Ziel des heutigen Schnupperangebotes erläutert und ein kurzer Ablauf mit den Themen vorgestellt, damit die Teilnehmenden wissen, was sie erwartet und wann was gemacht wird.
Im praktischen (inhaltlichen) Teil werden die Tablets/Smartphones eingeschaltet, ggf. Bildschirmsperren deaktiviert (damit das Gerät durchgängig genutzt werden kann, ohne wiederholt entsperrt zu werden) und die Verbindung mit dem WLAN auf den einzelnen Geräten wird hergestellt. Bzw. wird geschaut, ob Teilnehmende mobiles Internet nutzen können. Anschließend wird gezeigt, wie man Apps öffnet und schließt, um eine einfache Nutzung zu gewährleisten. Es kann eine Auswahl an Nutzungsmöglichkeiten präsentiert werden, indem du dein Handy-/Tabletdisplay auf der Leinwand teilst, um die Vielseitigkeit der Geräte zu verdeutlichen. Beispielsweise kann demonstriert werden, wie man Google Maps verwendet, um sich von einem Ort zum anderen navigieren zu lassen. Oder wie man einen Wecker stellt und das Wetter abruft inklusive des Regenradars, um herauszufinden, wann es regnen könnte. Darüber hinaus wird eine spezifische App, die für den jeweiligen Tag ausgewählt wurde, genauer vorgestellt. Dabei wird an der Leinwand gezeigt, welche Funktionen diese App bietet, beispielsweise wie man Routen planen kann. Dies wird den Teilnehmenden helfen, die praktischen Anwendungen der Geräte besser zu verstehen und sie selbstständig im Alltag nutzen zu können. Vor allem im praktischen Teil ist es wichtig, dass die Teilnehmenden sich gegenseitig Hilfestellung leisten, wenn sie nicht weiterkommen, und versuchen, gemeinsam eine Lösung zu finden. Zusätzlich kannst du unterstützen und Rückfragen beantworten.
Info
Während des Schnupperangebots werden die Bedarfe der Teilnehmenden deutlich; es wird klar, wer mehr Hilfe benötigt, welche Themen und Inhalte im Folgeangebot oder interessant sein könnten. Und welche Personen überdurchschnittlich viel Wissen haben und besonders als ehrenamtliche Digital-Lots*innen geeignet wären.
Info
Was man mit Google Maps in einem Schnupperangebot alles machen kann:
- Vergrößern/verkleinern der Karte
- Routen planen vom Treffpunkt des Schnupperangebotes zum Urlaubsziel mit unterschiedlichen Mitteln der Fortbewegung, z. B. zu Fuß, mit dem Rad, Auto, Öpnv (Abfahrtszeiten/ Verspätungen/Alternativen)
- In Google Maps die Straßen als Satellitenbild anzeigen lassen und digital durch die Straßen gehen z. B. schauen wo ist die Bäckerei, die Schule, usw. Restaurants suchen und Bewertungen anschauen
Geeignete Anwendungen/Apps für das Schnupperangebot:
→ Programme von Google wie Google Maps oder Google Suchmaschine
→ Kamera
→ Sprachassistenz
→ Wikipedia
→ Google Kalender
→ Google Notizen
→ Spiele, z. B. Balancierspiel Labyrinth
Tipp
Geräte können auch verliehen werden, wenn keine eigenen Geräte vorhanden sind. Folgende Kreisverbände haben Geräte angeschafft: Ostholstein, Plön (je mindestens zehn Geräte) und der Landesverband AWO in Kiel (30 Tablets). Online-Leihe wäre auch möglich, z. B. bei Digital mobil im Alter (https://www.digitalmobil-im-alter.de/unterstuetzen/tabletleihe). Gute Erfahrungen haben wir in der Praxis gemacht, wenn sich zwei Personen ein Gerät teilen, so können sie sich gegenseitig helfen. Das heißt sieben bis acht Geräte sind für ein Angebot mit 15 Teilnehmenden ausreichend – bitte darauf achten, dass nicht immer die gleichen Teilnehmenden das Gerät nutzen und die zweite Person nur zuschaut. Jeder sollte einmal ein Gerät während des Schnupperangebotes ausprobieren.
Selbsttest – Test zur Selbstreflexion
Dieser Selbsttest soll dir helfen, deine Ansätze und Methoden beim Einführen von Einsteiger*innen in digitale Medien zu reflektieren.
Vorbereitung und Zielgruppe verstehen
→ Habe ich mich im Voraus ausreichend auf das Thema vorbereitet?
→ Welche spezifischen digitalen Medien habe ich ausgewählt, und warum?
→ Kenne ich die Vorkenntnisse und Bedürfnisse der Einsteiger*innen?
→ Wie gehe ich auf unterschiedliche Herangehensweisen und Lerngeschwindigkeiten ein?
Kommunikation und Materialien (Methoden)
→ Verwende ich eine klare und verständliche Sprache, die für Einsteiger*innen geeignet ist?
→ Schaffe ich eine freundliche und offene Atmosphäre, in der Fragen willkommen sind?
→ Biete ich vielfältige Einsatzmöglichkeiten für digitale Medien an (z. B. Tutorials, interaktive Übungen)?
→ Nutze ich visuelle Hilfsmittel und praktische Beispiele, um schwierige Themen zu erklären?
Geduld und Unterstützung
→ Biete ich ausreichend Gelegenheiten für Fragen und Feedback?
→ Zeige ich Geduld, wenn Einsteiger*innen Schwierigkeiten haben, die Inhalte zu verstehen?
→ Wie gehe ich damit um, wenn jemand mit dem Tempo nicht mithalten kann?
Nutze diese Reflexion, um deine Ansätze zu überdenken und neue Strategien zu entwickeln, die dir und deinen Einsteiger*innen zugutekommen.Geräte können a…